ARTIST INTERVIEW
Im Gespräch mit Gesichtsmalerin Manuela
Kaum hat das Phantasialand einen Social-Media-Post abgesetzt, der auch nur im weitesten Sinne von bunten Gesichtern handelt, erobern auch schon begeisterte Mamas und Papas die Kommentarspalte.
„Eine wunderbar liebevolle Frau, mit einem exzellenten Talent.“ „In keinem Park gibt es eine so tolle Malerin, die so schnell und perfekt malt wie sie.“ „Manuela hat so unsagbar viel Talent und eine Wahnsinns-Empathie.“ Und so weiter, und so weiter…Was diese Eltern gemeinsam haben: Ihre Kinder wurden im Phantasialand von Manuela Meier geschminkt.
Wir treffen die bemerkenswerte Gesichtsmalerin an ihrer Schminkstation in Wuze Town. Manuela bereitet sich vor auf den Tag: Sie bemalt dutzende Schminkschwämme mit den beliebtesten Farbverläufen. Sie prüft den Füllstand des Glitzerstaubdöschens. Sie rührt Farben für ihren Farbkasten an, der so reichhaltig und nuanciert bestückt ist, dass wir vier unterschiedliche Ausprägungen von Lila erkennen. Eines dieser Lilas ist Manuelas Lieblingsfarbe, verrät sie uns gleich zu Beginn.
Wir fragen sie, wie es dazu kam, dass sie ihre Leidenschaft für Farbe und Kunst zum Beruf gemacht hat ...
Angefangen habe ich im Phantasialand als Attraktionsmitarbeiterin. In dieser Zeit, 2012 muss das gewesen sein, ist unser Dienstplaner darauf aufmerksam geworden, dass ich privat male. Und tja, es wurde gerade eine Gesichtsmalerin gesucht. Also hat er mich direkt mal darauf angesprochen.
Es war wohl eher ein „Kann man ja mal ausprobieren.“ Du musst wissen: Ich habe bis dahin vor allem mit Öl auf Leinwand gemalt; Mit Gesichtsmalerei hatte ich bis dahin also wenig am Hut. Ich hatte auch wirklich Schiss, da bin ich ganz ehrlich. Ich hab mich so gut vorbereitet, wie ich konnte, und bin zur Schminkstation gegangen. Dort wurde ich dann von einem damaligen Gesichtsmaler-Kollegen ausführlich angelernt… und was soll ich sagen? Nach zwei Stunden hat er mich da besten Gewissens allein stehen lassen [lacht].
500 Gesichter am Tag können es schon werden, wenn ich Gas gebe.
Ganz ehrlich: Das meiste kommt von Übung. Wie viele Pausen ich in den ersten Jahren heimlich dafür genutzt habe, um zu üben oder Bilder und Inspirationen rauszusuchen… an wie vielen Abenden Freunde und Familie ihre Gesichter dafür hergeben mussten, damit ich besser werde…
400 bis 500 können es schon werden, wenn ich richtig Gas gebe.
In erster Linie wünschen sich Kinder die Klassiker, die sie vielleicht von anderswo kennen. Ein Superheld hier, ein Schmetterling da aber einige Kinder sind bei ihren Wünschen wirklich so kreativ… Neulich setzte sich hier ein Junge hin und sagte allen Ernstes, er wolle einen Tornado auf der Wange – inklusive Kuh, die vom Tornado in die Luft gerissen wird.
Wenn die Kinder es einmal raushaben, dass sie sich bei mir wünschen können, was sie wollen…
Von wegen! Diesen Tornado wollten an dem Tag noch drei andere Kinder haben [sie lacht herzlich]. Die Kinder sehen sich ja gegenseitig im Phantasialand – und lassen sich gern von den bunten Gesichtern der anderen inspirieren. Und wenn sie erst einmal raushaben, dass sie sich bei mir wünschen können, was sie wollen, dann werden sie richtig einfallsreich.
[ohne lang zu überlegen] „Überraschung“! Dann schau ich mir das Kind erst einmal ganz genau an. Welche Farben es trägt. Wie es sich die Haare gemacht hat. So manchem Mädchen sieht man schon am Zopf an, dass sie voll auf die Eiskönigin steht. Andere Kinder haben Tiger auf dem Shirt oder Dinosaurier… Darauf kann ich dann super aufbauen.
Oh ja – das ist ein Moment, der wohl immer besonders bleiben wird. Diese strahlenden, ehrlich begeisterten Kinderaugen… daran werd ich mich wohl nie gewöhnen.
Ja, klar. Da war zum Beispiel dieses Kind,das konnte nicht sprechen. Ich habe dann mit Gebärdensprache das Gespräch geführt. Also mit den Basics, die ich kann, aber das hat wirklich gut geklappt. Das Kind war darüber so überglücklich – und hat mich am Ende so abgeknutscht, dass ich das Bild selbst halb im Gesicht hatte. Ein paar Tränchen konnte ich mir dann auch nicht verkneifen.
Nach Preisschildern suchen die Eltern beim fröhlichen Gesichtsmalen vergeblich: Die bunten Gesichter für kleine Abenteurer sind im Phantasialand selbstverständlich kostenlos!
Die Detailverliebtheit. Ja. Wenn ich beispielsweise unsere Drachendame Phenie male, lass ich es mir nicht nehmen, dass sie auch noch ihren besten Freund, den Schmetterling, auf den Fingern sitzen hat.
Ja, darum male ich sie doch auch so gern. Besonders an Phenie und Quetzal kann ich mich richtig austoben. Quetzal hat ja so viele unterschiedliche kleinteilige Elemente in vielen Farben, dass ich für den schon einmal vier Minuten brauche. Das ist für mich echt schon lang.
Natüüürlich! Ohne Glitzer geht es nicht. Die Kinder lieben es. Die Eltern sehen das manchmal anders, weil sie Angst haben, dass der ganze Glitzer auf der Heimfahrt im Auto landet.
Naja, ein bisschen lässt sich wohl nicht vermeiden, aber… so bleibe ich ihnen noch lang in Erinnerung. Bei jedem Glitzerfunkeln im Auto heißt es dann: „Hach, wisst ihr noch, damals im Phantasialand?“